Märkische Allgemeine vom 08./09.09.2012
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Eine würdige Stätte für
die Erinnerung
Ehrenfriedhof Nauen vor 10
Jahren eingeweiht
Von Werner Schmidt
Nauen| „Wart auf mich! Ich komm zurück.“ Mit dem Gedicht des russischen Lyrikers Konstantin Michailowitsch Simonow eröffnete am Freitag die stellvertretende Bürgermeisterin Marion Grigoleit die Gedenkfeier zum zehnten Jahrestag der Verlegung der russischen Kriegsgräberstätte auf den städtischen Friedhof Nauen. Mit leiser Stimme zitierte sie das 1941 entstandene Gedicht, das der Kriegsberichterstatter Simonow für seine Frau geschrieben hatte.
Es war aber ebenso eine Hoffnung für alle, die auf Angehörige warteten: „Doch 1945 musste die Rote Armee mehr als 100 namentlich bekannte Kriegstote hier in Nauen bestatten und zurücklassen. Mehr als 100 Menschen, die nicht zurückkehrten, auf die vergebens gewartet wurde“, erinnerte Marion Grigoleit an jene, die ihre letzte Ruhestätte auf dem heutigen Ehrenfriedhof fanden.
Im November 2002 war dieser Ehrenfriedhof offiziell
eingeweiht worden. Damals hatte Nauens Bürgermeister Detlef Fleischmann die
Hoffnung geäußert, der Friedhof möge zu einem Lernort für Menschlichkeit werden.
Hergerichtet hatten ihn Reservisten der Bundeswehr aus Bremervörde in
Niedersachsen, die auch zum zehnjährigen Bestehen eine Abordnung stellten. Auch
Abgesandte des Kreisverbindungskommandos Havelland der Bundeswehr nahmen an der
Gedenkfeier teil. Der russische Botschafter Wladimir Kukin sagte in seiner in
Deutsch gehaltenen Ansprache in Gedenken an die beigesetzten Gefallenen: „Der
Krieg beraubte sie in Sekundenschnelle des Lebens, als der lang ersehnte
Frieden nur noch wenige Tage entfernt war. Sie hatten es fast geschafft. Sie
hatten es fast erreicht. Es ist gerade dieses schreckliche Fast, das uns alle
heute die Kehle zuschnürt.“ Die Mark Brandenburg sei mit dem Blut seiner
Landsleute reichlich begossen. Hier wurden die letzten erbittertsten Kämpfe
ausgetragen, die auch die deutsche Zivilbevölkerung schwer getroffen haben. „Im
Rückblick auf diese tragischen Kriegserfahrungen ist eine Erinnerungskultur
entstanden, die wir in Russland sehr zu schätzen wissen“, so Kukin.
Die Gedenkveranstaltung zeige, dass eine Versöhnung zwischen
Russen und Deutschen stattgefunden habe und gelebt werde: „Sie ist keine
Fiktion, sondern vollendete Tatsache“, betonte der Botschafter.
Wladimir Kukin, Brandenburgs Landtagspräsident Gunter Fritsch, Vizelandrat
Roger Lewandowski sowie Marion Grigoleit legten Kränze nieder.
Die Abordnung der Reservistenkameradschaft legte einen Gedenkstein nieder und pflanzte eine Birke: „ Kränze und Blumengebinde vergehen, Wir wollten etwas Bleibendes schaffen“, erklärten die Reservisten.